Liebes Tagebuch,
kennst Du eigentlich schon das „ehrenwerte Gesellschaft-“Spiel des Jahres? „Reise nach DIE STAATSKANZLEI“ – Wahrscheinlich der hinterlistigste Strategie-Spaß, seit „Junta“ nicht indiziert wurde.
Klingt nicht schon der Packungsinhalt verlockend?
2 Stühle (angesägt)
1 Ministerpräsident und Parteivorsitzender (abgesägt)
1 Haufen dicker Parteifreundschaften (zerbrochen und nicht mehr zu kitten)
2 Landesminister (Wirtschaft und Inneres)
1 Bundesminister (Landwirtschaft)
1 Landrätin
1 Parteibasis
1 Boulevard-Zeitung
möglicherweise 1 Geliebte
Ganz viele Bauernopfer und Intriganten.
50 + X durchsichtige Loyalitätsbekundungskarten
1 Indiskretionszielscheibe
1 Glücks-Rad
Spielfeld mit Wildbad (= Startfeld), Staatskanzlei (=Zielfeld) und Großer Koalitionsrunde (=2. Zielfeld) und einem nahezu kugelförmigen TV-Studio (=weites Feld für ziellose Diskussionen)
Der Spielverlauf ist ganz einfach:
Zu Beginn des Spiels zieht jeder Spieler eine Karriere-Zielkarte, die verdeckt an die Presse weitergegeben wird. Ziel des Spielers ist es, die seiner Karriere-Spielkarte entsprechende Spielfigur zu erraten und diese möglichst ohne Beschädigung bis zum nächsten Parteitag in das entsprechende Karriere-Zielfeld zu bringen.
Sicher,
bei „Risiko“ geht es um die ganze Welt und hier nur um den Freistaat. Aber was sind schon Aufträge wie „Destablilieren Sie den Mittleren Osten“ oder „Versuchen Sie Tornados ohne Parlamentsmandat zu entsenden“ gegen:
„Der als Nachfolger des abgesägten Parteivorsitzenden vorgeschlagene Landwirtschaftsminister versucht bei der Parteibasis zu punkten, indem er den abgesägten Parteivorsitzenden als Nachfolger des abgesägten Parteivorsitzenden vorschlägt.“
Aber Vorsicht: Das Spiel ist so unterhaltsam, darüber kann man schon mal die eigentlichen Aufgaben der Politik vergessen …
Also, wie wär‘s Liebes Tagebuch:
Wollen wir einen zünftigen Spieleabend machen – oder doch lieber in den Lobby-Garten gehen und ein paar Umwelt-Gesetze verwässern?