Die EM-Karawane ist längst gen Wien weitergezogen, dennoch: Endspiel in Klagenfurt. Man begeht wieder die „Tage der deutschsprachigen Literatur“, literaturszenesprachlich auch als Bachmannpreis oder nur einfach „Klagenfurt“ bekannt.
Eine erste Analyse zur Halbzeitpause – etwas unvollständig, da heuer (ein wenig Klagenfurter Lokalkolorit muss schon sein …) die Texte tatsächlich erst zum Zeitpunkt der Lesung veröffentlicht werden: Markus Orths „Das Zimmermädchen“ ist auch mein Favorit nach dem ersten Tag.
Obgleich es sich bei „Die Waage“ von Clemens Setz um einen unzweifelhaft charmanten Text handelt, erscheint er mir nicht unbedingt zwingend. (In eine Fußballmetapher verpackt: Der Text erinnert ein wenig an Fernado Torres im Spiel gegen die Türkei – unschuldig lächelnd, aber im Endeffekt torlos).
Trotzdem spannender als der hochgelobte Romanauszug „Kein schöner Land“ von Patrick Findeis. Der Absolvent des Literaturinstitutes Leipzig beherrscht zweifelsohne seine sprachlichen Mittel. Sein Versuch sich in Gefühle und Gedanken eines alten Bauern, der den Veränderungen seiner Lebenswelt hilf- und verständnislos gegenübersteht, zu imaginieren, gerät zur Second-Hand-Idylle. Im Vergleich mit dem thematisch ähnlich gelagerten „Menschenkind“ von Josef Winkler (mit dem der diesjährige Büchnerpreis-Träger im Jahr 1979 Vizemeister in Klagenfurt wurde), wird deutlich wie sprachlich konventionell und wenig authentisch Findeis Text ist.
Nicht unerwähnt bleiben sollte der beste Juroren-Auftritt der ersten Halbzeit: Andre Vladimir Heiz emotional engagierter Versuch Begeisterung für Angelika Reitzers überambitionierter Text „Super-8“ zu wecken, ist ungleich spannender als das zur Diskussion stehende Werk.
Freuen wir uns auf eine spannende zweite Halbzeit.