Erstmal zwei Korrekturen: Der Text von Karsten Kamprich heißt nicht „Gegendarstellung“, sondern „Heimgehen. Eine Novelle.“ (Da bin auf den Fettdruck reingefallen.) Und der Name des Autors von „Blätterliebe“ lautete auch am zweiten Tag des Wettbewerbes noch Phillip Weiss (und nicht etwa Peter Weiss, der ist ja auch schon tot …) Asche über mein Haupt!
Ich tippe mal, dass Petersen, Born oder Bönt den Bachmannpreis gewinnen. Ich bin da natürlich ganz anderer Meinung: Here is the Vote of the hannoversche Jury (mit Kommentaren zu den heutigen Beiträgen):
1.) Andrea Winkler: „Aus dem Gras“. Der Text ist hermetisch, sein Thema erschließt sich nur langsam – geht es um eine Beziehungskatastrophe, gar um Missbrauch? – auch hier der Hang zur motivischen Idylle. Wer mit „moderner“ Literatur nix am Hut hat, kann sich die Lektüre sparen. Aber mit ihrer Konzentration auf die Form, stellt Andrea Winkler für den Leser, der die Anstrengung des Textes annimmt, eine Intensität her, welche die „realistischen“ Beiträge des diesjährigen Wettbewerbes nicht erreichen. Wahrscheinlich nicht Winklers stärkstes Werk, aber im Rahmen der TddL: Douce Point.
2.) Jens Petersen: „Bis dass der Tod“.
3.) Katharina Born: „Fifty Fifty“. Ich habe ja gar nichts gegen Realismus – nur gut gemacht muss er sein. Und wie Katharina Born auf nur 10 Seiten ein sich über mehrere Generationen erstreckendes Beziehungsgeflecht entwickelt, ist gut gemacht. (Einzig die 19jährige Übersetzerin nehme ich dem Text nicht ab.)
4.) Phillip Weiss: „Blätterliebe“. (Er trifft halt meinen Humor …)
5.) Ralf Bönt: „Fotoeffekt“.
6.) Andreas Schäfer: „Auszeit.“
7.) Bruno Preisendörfer: „Fifty Blues“.
8.) Lorenz Langenecker: „Der Mann mit der Uhr.“
9.) Karsten Krampitz: „Heimgehen. Eine Novelle.“
10.) Gregor Sander: „Winterfisch“. Das Textbruchstück: „ein Rechteck für die Biedermeierkommode“ ist bezeichnend für den ganzen Text Sanders und auch für den Tendenz der meisten anderen Texte. Dieser Realismus mit Hang zur Idylle ödet – nein: kotzt – mich langsam an.
11.) Karl-Gustav Ruch: „Hinter der Wand“.
12.) Christiane Neudecker: „Wo viel Licht ist.“
13.) Linda Stift: „Die Welt der schönen Dinge.“
14.) Catarina Satanik: „leben ist anders“. Geschenkt, dass das (hoffentlich) Rollenprosa einer einfältigen Person sein soll. Aber blöd ist es trotzdem und (im Gegensatz zur Jury) „liebenswürdig“ für mich keine literarische Kategorie.