Uups – Clemens Meyer ist NICHT auf der Bestsellerliste?! Dabei ist „Als wir träumten“ mit Sicherheit der lebenssatteste deutschsprachige Debutroman der letzten Jahre. Aber jetzt bitte nicht den Clemens mit dem Adjektiv „authentisch“ in die Backe kneifen – literarisches Talent zeigt sich nicht in der Themenwahl und auch nicht durch die im Feuilleton bestaunten Tattoos des Autors.
Im Gegenteil: Die „knallharte Ost-Realität“ autoknackender Jugendlicher interessiert mich nicht, die Selbstverständlichkeit der allgegenwärtigen Gewalt wirkt auf mich Mittelstandswestler befremdlich und ich möchte nicht mit den Kumpels des Protagonisten beim Bachmann-Wettlesen in der Fankurve sitzen. Meyer erzählt von Leben, die mit meinem nicht viel zu tun haben.
Mit dem der meisten Kritiker wahrscheinlich auch nicht. Das Feuilleton und einen schnell mäkligen Leser dennoch zu Begeisterungsstürmen hinzureissen, ist nicht anders als durch literarische Qualität zu erklären: Die Fähigkeit eines Autors andere – fiktive – Leben für das des Lesers relevant zu machen.
Daher drücke ich Clemens Meyer die Daumen für Klagenfurt und wünsche ihm einen Platz auf der Bestsellerliste. Und falls das mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis nicht klappt, wüßte ich auch noch einen Literaturpreis, der gerade überraschend frei geworden ist …